CSRD & ESRS einfach und verständlich erklärt
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Ab wann gilt die CSRD für Unternehmen?
Die EU-Richtlinie zur Berichterstattung über nichtfinanzielle Aspekte, die "Non-Financial Reporting Directive" (NFRD), erfährt mit der "Corporate Sustainability Reporting Directive" (CSRD) eine umfassende Aktualisierung.
Der Entwurf wurde am 21. April 2021 veröffentlicht und befand sich bis zum 14. Juli 2021 in einer Konsultation, bei der über diesen gesetzgebenden Prozess diskutiert wurde. Am 16. November 2021 wurde ein Berichtsentwurf mit Änderungsvorschlägen veröffentlicht und am 24. Februar 2022 erschien der Änderungsentwurf des Europäischen Rates. Am 21. Juni 2022 erzielten der Rat und das Parlament eine vorläufige politische Einigung, deren Entwurf Änderungen am Kommissionsentwurf vorsieht. Die endgültige Version finden Sie hier.
Ursprünglich sollten die Bestimmungen gemäß dem Zeitplan des Kommissionsentwurfs ab dem 01.01.2024 für das Geschäftsjahr 2023 gelten. Der Europäische Rat und das Europäische Parlament haben in ihrer Version vom Juni 2022 eine verzögerte Einführung durchgesetzt und setzen ein Stufenmodell um:
ab 1. Januar 2024
Ab dem 1. Januar 2024 für Unternehmen, die bereits der NFRD unterliegen (erste Berichterstattung 2025).
ab 1. Januar 2025
Ab dem 1. Januar 2025 für große Unternehmen, die derzeit nicht der NFRD unterliegen (erster Bericht 2026).
ab 1. Januar 2026
Ab dem 1. Januar 2026 für börsennotierte KMU sowie für kleine und nicht komplexe Kreditinstitute und firmeneigene Versicherungsunternehmen (erster Bericht 2027) mit einer Opt-Out-Möglichkeit bis 2028.
Der Entwurf der Trilogverhandlungen wurde am 10. November 2022 im Europäischen Parlament mit großer Mehrheit angenommen. Am 28. November 2022 stimmte der Europäische Rat zu und die Richtlinie wurde somit angenommen. Sie wurde am 16. Dezember 2022 im Amtsblatt veröffentlicht und tritt 20 Tage danach in Kraft. Nach ihrer Verabschiedung auf EU-Ebene muss die Richtlinie innerhalb von 18 Monaten in nationales Recht umgesetzt werden.
Wer ist von der CSRD betroffen?
Der Vorschlag für die Richtlinie zielt darauf ab, den Kreis der Unternehmen, die zur Berichterstattung verpflichtet sind, deutlich zu erweitern. Wenn eine Berichterstattung auf Konzernebene erfolgt, sind die Tochterunternehmen von der eigenen Berichtspflicht befreit. Das Tochterunternehmen muss auf den Konzernbericht verweisen. Große kapitalmarktorientierte Tochterunternehmen bilden eine Ausnahme davon. Im Wesentlichen sind somit folgende Unternehmen nach der CSRD berichtspflichtig:
Große Unternehmen
Alle großen Unternehmen mit einer durchschnittlichen Beschäftigtenzahl von 250 oder mehr sollen berichten, unabhängig von ihrer Kapitalmarktorientierung. Die Schwellenwerte für große Unternehmen bleiben unverändert bei einer Bilanzsumme von über 20 Millionen Euro und einem Umsatz von über 40 Millionen Euro. Es müssen zwei dieser drei Größenmerkmale überschritten werden.
Kapitalmarktorientiere KMUs
Alle kapitalmarktorientierten kleinen und mittleren Unternehmen (mit Ausnahme von Kleinstunternehmen ab dem 01.01.2026) müssen ebenfalls berichten. Gemäß der Richtlinie 2013/34/EU gelten Unternehmen als klein, sobald sie zwei der folgenden drei Merkmale überschreiten: 1) 10 Beschäftigte, 2) 350.000 Euro Bilanzsumme und 3) 700.000 Euro Nettoumsatzerlöse.
Nichteuropäische Unternehmen
Ab 2028 werden auch nichteuropäische Unternehmen, die in der EU einen Nettoumsatz von mehr als 150 Mio. € erzielen und mindestens eine Tochtergesellschaft oder Zweigniederlassung in der EU haben, zur Vorlage eines Nachhaltigkeitsberichts verpflichtet.
Wie ist die CSRD zu erfüllen?
Der Richtlinienvorschlag sieht die Einführung verbindlicher europäischer Berichtsstandards (ESRS) vor, die derzeit entwickelt werden. Diese Standards werden sektorunabhängige, sektorspezifische und organisationsspezifische Elemente enthalten.
Eine wichtige Neuerung ist die Einführung des Konzepts der doppelten Materialität, das das bisher vorherrschende Wesentlichkeitsprinzip, insbesondere in Deutschland, ändert. Sachverhalte gelten als wesentlich, wenn sie entweder für den Geschäftserfolg oder aus ökologischen und sozialen Gesichtspunkten von Bedeutung sind. Bisher mussten für die Nichtfinanzielle Erklärung beide Kriterien erfüllt sein, was dazu führte, dass nur sehr wenige Sachverhalte berichtspflichtig waren, wenn eine strenge Auslegung angewendet wurde.
Bis Mitte 2022 sollen die ersten Kernstandards entwickelt sein und spätestens am 31. Oktober 2022 verabschiedet werden.
Es wird auch eine abgespeckte Version der Standards für KMUs in Form von delegierten Rechtsakten erstellt. Diese Standards sollen in einem angemessenen Verhältnis zur Organisation und ihren Ressourcen sowie den Erwartungen der relevanten Stakeholder an Nachhaltigkeitsinformationen angewendet werden können. Die KMU-Standards sollen bis zum 31. Oktober 2023 entwickelt werden.
Die sektorspezifischen Standards werden in den nächsten drei Jahren in Paketen erstellt, wobei das erste Paket im Jahr 2023 veröffentlicht werden soll.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Entwicklung einer digitalen Taxonomie für maschinenlesbare Berichte, die gleichzeitig mit den Standards eingeführt werden soll.
Was muss laut CSRD offengelegt werden?
Die zukünftige Corporate Sustainability Reporting Directive verlangt von Unternehmen eine umfassende Erklärung, die alle Informationen enthält, die für das Verständnis des Geschäftsverlaufs, der Geschäftsergebnisse, der Lage des Unternehmens und der Auswirkungen seiner Tätigkeiten im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsbelangen erforderlich sind. Dazu gehören:
Geschäftsmodell & Strategie
Kurze Beschreibung des Geschäftsmodells und der Strategie des Unternehmens, einschließlich ...
- der Resilienz gegenüber Nachhaltigkeitsrisiken,
- der Chancen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsbelangen,
- der Pläne zur Umstellung auf eine nachhaltige Wirtschaft im Einklang mit dem Paris-Abkommen,
- Berücksichtigung der Interessen der Stakeholder und der Auswirkungen des Unternehmens auf Nachhaltigkeitsbelange in Bezug auf das Geschäftsmodell und die Strategie und
- Nachweis über die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens.
Ziele & Fortschritte
Beschreibung der Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens und des Fortschritts bei der Zielerreichung.
Rolle der Unternehmensorgane
Beschreibung der Rolle der Verwaltungs-, Geschäftsführungs- und Aufsichtsorgane in Bezug auf die Nachhaltigkeitsbelange des Unternehmens.
Unternehmensrichtlinien
Beschreibung der Unternehmensrichtlinien in Bezug auf Nachhaltigkeitsbelange.
Due Dilligence
Beschreibung der durchgeführten Due-Diligence-Verfahren in Bezug auf Nachhaltigkeitsbelange.
Principal Adverse Impacts
Beschreibung der wesentlichen tatsächlichen oder potenziellen nachteiligen Auswirkungen im Zusammenhang mit der Wertschöpfungskette des Unternehmens und ergriffene Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung oder Behebung dieser Auswirkungen.
Risk Management
Beschreibung der wichtigsten Risiken des Unternehmens im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsbelangen und deren Bewältigung.
Indikatoren, Kennzahlen & Daten
Relevante Indikatoren, Kennzahlen und Daten die für die Offenlegung der zuvor genannten Informationen relevant sind.
Des Weiteren müssen Informationen über immaterielle Vermögenswerte wie intellektuelles, humanes, soziales und Beziehungskapital offengelegt werden. Das Unternehmen muss auch das Verfahren zur Ermittlung der Informationen erklären und dabei kurz-, mittel- und langfristige Zeithorizonte berücksichtigen. Die Offenlegung soll sowohl zukunftsorientierte als auch rückblickende Informationen sowie qualitative und quantitative Informationen enthalten. Gegebenenfalls sollen auch Informationen über die Wertschöpfungskette des Unternehmens und dessen Geschäftsbeziehungen und Lieferkette bereitgestellt werden. Es ist möglich, dass bestimmte Details, die aus Wettbewerbsgründen nicht genannt werden sollen, nicht veröffentlicht werden müssen, sofern das zuständige Mitgliedsland dies erlaubt.
Welche Themenbereiche müssen laut CSRD im Bericht abgedeckt werden?
Gemäß dem Vorschlag zur Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sollen die geplanten European Sustainability Reporting Standards (ESRS) folgende Angaben zu den verschiedenen Bereichen machen. Diese Angaben zu Umweltzielen, gesellschaftlichen Aspekten und Governance sollen im Rahmen der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) festgelegt werden, um eine einheitliche und vergleichbare Berichterstattung zu ermöglichen.
Umweltziele der EU
Die Berichterstattung soll Angaben zu den sechs Umweltzielen der EU enthalten, die auch als Struktur für die Taxonomie dienen.
Diese Ziele umfassen den Klimaschutz (Mitigation), die Anpassung an den Klimawandel (Adaption), Wasser- und Meeresressourcen, Kreislaufwirtschaft, Umweltverschmutzung sowie biologische Vielfalt und Ökosysteme.
Gesellschaftliche Aspekte
Die Berichterstattung soll Informationen zu gesellschaftlichen Aspekten enthalten, wie Chancengleichheit für alle (einschließlich Geschlechtergleichstellung und gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit), Ausbildung und Qualifizierung, Beschäftigung und Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen.
Es sollen auch Angaben zu Arbeitsbedingungen, einschließlich sicherer und anpassungsfähiger Arbeitsplätze, Löhnen, sozialem Dialog, Tarifverhandlungen, Beteiligung der Arbeitnehmer, Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sowie einer gesunden, sicheren und gut angepassten Arbeitsumgebung gemacht werden.
Des Weiteren sollen Aspekte wie die Achtung der Menschenrechte, Grundfreiheiten, demokratische Grundsätze und internationale Standards berichtet werden.
Governance Aspekte
Die Berichterstattung soll Informationen zu Governance-Aspekten enthalten.
Dazu gehören die Rolle der Verwaltungs-, Leitungs- und Aufsichtsorgane des Unternehmens, einschließlich ihrer Zusammensetzung und ihrer Rolle in Bezug auf Nachhaltigkeitsbelange.
Es sollen auch Angaben zur Unternehmensethik und Unternehmenskultur, einschließlich der Bekämpfung von Korruption und Bestechung, gemacht werden.
Weitere Informationen sollen das politische Engagement des Unternehmens, einschließlich seiner Lobbying-Aktivitäten, das Management und die Qualität der Beziehungen zu Geschäftspartnern, einschließlich der Zahlungspraktiken, sowie die internen Kontroll- und Risikomanagementsysteme des Unternehmens, einschließlich des Berichterstattungsprozesses, umfassen.
In welchem Format soll der Bericht laut CSRD veröffentlicht werden?
Gemäß dem Vorschlag zur Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sollen Organisationen nicht mehr die Wahl haben, wo sie die geforderten Informationen veröffentlichen. Stattdessen sollen die Angaben im Lagebericht des Geschäftsberichts enthalten sein. Der Geschäftsbericht sollte spätestens vier Monate nach dem Ende des Geschäftsjahres veröffentlicht werden.
Zusätzlich soll die Veröffentlichung der Informationen in einem maschinenlesbaren Format erfolgen. Das bedeutet, dass die Nachhaltigkeitsinformationen mit einem Tagging versehen werden müssen, um ihre automatische Verarbeitung und Analyse zu ermöglichen. Das "Single Electronic Reporting Format" soll zukünftig dieses Tagging für die Nachhaltigkeitsinformationen vorschreiben. Dieses Format soll die Kompatibilität mit dem "European Single Access Point" sicherstellen, einem zentralen Register für digital aufbereitete Berichte, das von der EU entwickelt wird.
Durch die Veröffentlichung in einem maschinenlesbaren Format und die Nutzung des "Single Electronic Reporting Formats" wird angestrebt, die Konsistenz, Vergleichbarkeit und Verfügbarkeit der Nachhaltigkeitsinformationen zu verbessern und den Zugang zu diesen Informationen zu erleichtern.
Welche Prüfungen und Strafen sieht die CSRD vor?
Gemäß dem Vorschlag zur Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) besteht eine Pflicht zur externen Prüfung der Nachhaltigkeitsinformationen. In der Anfangsphase wird eine begrenzte Sicherheit (limited assurance) gefordert. Dabei werden die Übereinstimmung der Angaben mit den Berichterstattungsstandards, der Prozess zur Ermittlung der berichteten Informationen und die Kennzeichnung gemäß den Anforderungen des elektronischen Reporting-Formats geprüft. Im Laufe der Zeit wird eine Ausweitung der Prüfung auf hinreichende Sicherheit (reasonable assurance) als wahrscheinlich angesehen.
Falls ein berichtspflichtiges Unternehmen seiner Verpflichtung zur Veröffentlichung der Informationen nicht nachkommt, sieht der Vorschlag der Kommission Mindeststrafen und Vorgaben für den Strafverfolgungsprozess vor. Diese beinhalten:
Öffentliche Erklärung
Das Unternehmen und die Art des Verstoßes müssen öffentlich genannt werden.
Anordnung
Das Unternehmen wird aufgefordert, das Verhalten, das den Verstoß darstellt, einzustellen und künftige Verstöße zu unterlassen.
Bußgelder
Es können Geldstrafen verhängt werden. Der genaue Betrag der Bußgelder wird im Kommissionsentwurf nicht explizit festgelegt, jedoch werden Kriterien definiert, die bei der Bestimmung der Höhe der Strafen berücksichtigt werden sollen.
Es ist wichtig anzumerken, dass der aktuelle Entwurf von Rat und Parlament keinen Abschnitt über einheitliche Strafen enthält. Dies bedeutet, dass die Sanktionen für Verstöße von den Mitgliedsländern festgelegt werden. Jedes Mitgliedsland kann also seine eigenen Vorschriften und Strafen für Unternehmen festlegen, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen.
ESRS: Der neue Standard für Nachhaltigkeitsberichte
Die CSRD liefert die Vorgaben, die European Sustainabililty Standards (ESRS) definieren die Inhalte. Die Berichtsstandards fgreifen bestehende Rahmenwerke wei GRI, SASB und TCFD auf und setzen für verpflichtende Berichterstattung neue Maßstäbe wie die doppelte Wesentlichkeit. Am 29. April 2022 hat die EFRAG die ersten offiziellen Entwürfe veröffentlicht, zu denen bis 08. August 2022 eine Konsultation stattfand. Die Analyse der über 750 eingegangenen Rückmeldungen wird im August durchgeführt und dem EFRAG Sustainability Reporting Board und der EFRAG Sustainability Reporting TEG im September vorgelegt. Diefertigen Entwürfe wurden am 23. November der Europäischen Kommission übergeben.
Environment
Social
Governance
Appendices
Advices packages
Explanatory note
Explanatory note of how draft ESRS take account of the initiatives and legislation listed in Article 1 (8) of the CSRD adding article 20 (b) -5 to the accounting directive
DownloadDue process note
Setting out the process applied and the main differences between the exposure drafts and the draft ESRS
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